Die grosse Freiheit bei der musikalischen Gestaltung einer Trauung stellt viele meiner Paare vor grosse Fragenzeichen. Welche Lieder sollen wir für unsere Freie Trauung wählen? Und wie viele Songs machen Sinn? Ich versuche hier, die wichtigsten Fragen zu beantworten und euch Tipps zur Auswahl von Musik und Musikern zu geben.
«Music is life itself». Dieses Zitat stammt von Louis Armstrong, und der muss es ja wissen. Ich bin keine Musikexpertin und meine Blockflötenkarriere hat ziemlich schnell wieder geendet. Vielleicht lag es an der eher halbherzigen Unterstützung meiner Eltern, die das edle Instrument als «Spoizchnebel» bezeichneten, vielleicht daran, dass ich schon an «Stille Nacht» regelmässig scheiterte – wir werden es nie erfahren. Jedenfalls hat mein Unvermögen, selber Musik zu machen, meiner Liebe zur ebendiesen keinen Abbruch getan. Jedenfalls: Als Traurednerin erlebe ich eine unfassbare Bandbreite an Musik und Musikern und teile hier meine Gedanken mit euch.
Lohnt sich Livemusik für die Freie Trauung?
Bitte entscheidet euch für eure Trauung für Livemusik. Einen Song ab Band abzuspielen, ist einfach nur halb so emotional und halb so berührend wie jemanden wirklich singen und spielen zu hören. Musik und Traurede beeinflussen sich gegenseitig. Wenn die Musik gut ist, wird auch die Traurede anders wahrgenommen und umgekehrt.
Und da ist noch der Technik-Aspekt: So oft habe ich schon erlebt, dass die Verbindung zur Box abgebrochen ist, die Verbindungsstecker vergessen wurden oder der Song gestockt hat, weil der zuständige «DJ» vergessen hat, dass auf 2200 Meter das Streaming nicht so gut läuft. Natürlich spreche ich diese technischen Hürden im Vorfeld immer an und weise meine Paare auf die Stolperfallen hin, aber es geht doch ab und zu etwas vergessen. Am einfachsten wäre es wohl, wenn ich die gewählten Songs ab meinem Handy über meine Box laufen lassen würde, aber wie sieht das denn aus, wenn die Traurednerin vorne am Natel herumdrückt? Eure Zeremonie ist das Herzstück eurer Hochzeit. Gebt ihr die Plattform, die sie verdient und umrahmt sie mit echter, richtiger, von Menschen gemachter Musik. Ich nehme mir deshalb die Freiheit, Anfragen für Trauungen mit Songs ab Band abzulehnen oder an meine fähigen Kolleginnen und Kollegen weiterzuvermitteln.
Die richtigen Musiker finden
Ich weiss, dass nicht alle Hochzeitspaare ein unendlich grosses Budget haben. Viele scheuen sich dann davor, nochmal ein paar hundert Franken für drei, vier Songs auszugeben. Es gibt aber eine grosse Bandbreite zwischen einem hochdekorierten Streichquartett und einem Song ab Band. «Anfänger» oder Musikstudierende sind dabei tendenziell günstiger als Profis und Einzelpersonen kosten weniger als mehrköpfige Bands. Viele haben auch interessante Packages, falls ihr sie etwa in Kombination mit der musikalischen Begleitung des Apéros bucht. Und wenn ihr Lieder aus dem bestehenden Repertoire wählt, fallen in der Regel auch keine zusätzlichen Kosten für das Einstudieren an. Fragt auch unbedingt im Freundeskreis herum, ob jemand einen guten Tipp hat, und haltet die Ohren offen, wenn ihr an kleinen Festivals oder Konzerten unterwegs seid.
Und natürlich gebe ich meinen Paaren auch sehr gerne meine Geheimtipps weiter.
Wie viele Lieder für die Zeremonie?
Mein Tipp: Wählt für eure Freie Trauung drei oder vier Songs aus. Einen emotionalen, langsamen für den Einzug der Braut, einen peppigen, fetzigen für den Auszug des Hochzeitspaares und noch einen oder zwei für stimmungsvolle Unterbrechungen, Pausen und Übergänge während der Zeremonie. Mindestens ein Lied platziere ich wirklich gern etwa in der Mitte der Trauung, denn eure Musiker haben es verdient, wenigstens während einem Song die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums zu spüren. Und mehr als die genannten vier wirken dann eher wie ein kleines Konzert und können schnell mal zu viel sein.
Die besten Songs für eine Freie Trauung
Wählt Lieder, die euch etwas bedeuten. Die ihr gerne hört, die etwas in euch auslösen oder euch an etwas erinnern. Dabei ist es egal, ob es «Hochzeitslieder» sind oder nicht. Es ist nicht nötig, das jede einzelne Textzeile perfekt auf euch zutrifft. «Highway to Hell» ist vielleicht nicht die idealste Wahl für den Einzug einer Braut, aber am Ende hören 50% eurer Gäste nicht auf den Text und der Rest versteht ihn nicht komplett.
Holt euch Inspiration in den Repertoires eurer Musiker und in euren eigenen Lieblingsliedern. Es gibt auch online viele Sammlungen, die man durchforsten kann – und nicht zuletzt teile ich hier meine Spotify-Playliste mit euch, in der ich alle Songs speichere, die an meinen Trauungen bisher verwendet wurden. Ihr werdet sehen: Da sind einige Pop-Schnulzen drunter, aber auch ganz viel anderes.